Lugano genießen
Wie erwartet bin ich total verlottert!
Ich bin um 7:00 Uhr aufgestanden; meine wehen Schleimbeutel wollten einfach nicht mehr liegen. Es war ihnen gestern wohl zu viel des Liegens. Eigentlich wollten sie das schon gegen zwei Uhr in der Früh nicht mehr, da konnte ich sie noch mit Schmerzgel überreden, aber als sie sahen, dass es hell war, gab es kein Halten mehr…
Beim Frühstück auf dem kleinen Balkon eine sehr nette Begegnung mit Karin aus den Niederlanden. Wir sprachen zusammen ein Gemisch aus Niederländisch, Deutsch und Englisch und haben uns wunderbar verstanden. Zum Beispiel in unserer Entrüstung, dass es geflüchtete Personen erster Klasse (Ukrainer*innen), zweiter Klasse (Syrier*innen) und dritter Klasse (Afrikaner*innen) etc. gibt. Warum teilen wir nicht unseren Reichtum und gewinnen durch jeden geflüchteten Menschen, der uns bereichert?
Danach habe ich die Furniculair (Zahnradbahn) runter in die Stadt genommen. Am ersten Abend war ich noch zu Fuß all die Treppen und extrem steilen, wenn auch sehr schönen Straßen gegangen. Heute war ich schlauer.
Ich hatte großes Glück heute: Der regionale Markt fand statt. Sehr nette und freigiebige Verkäufer*innen, die sich sichtlich über mein radebrechendes Italienisch freuten. Und dann mit einer Hand voll extra Tomaten ankamen: ich hätte noch Platz in meinen Dosen.
Unten am See hat mich das Wasser sehr gelockt. Leider war mein Badeanzug oben geblieben und in der Schweiz wollte ich nicht einfach nackt reinspringen. Ich glaube, das finden die nicht so gut. Also habe ich mir ein Tretboot gemietet.
So ein wunderschön altes mit Lenkrad. Hach.
Und ich hatte wieder Glück, diesmal sogar riesiges. Vor vielen Jahren war unserer Tochter das Handy der Schwester beim Tretbootfahren ins Wasser gefallen und jämmerlich im Biggesee ertrunken. Ihr ahnt schon, was kommt. Ich strample ein bisschen auf den See raus, genieße das Panorama der Stadt, denke, dass ich immer zu wenig Fotos machen, hole mein Handy, mache tolle Bilder, will auch zur anderen Seite fotografieren, stoße mit der Hand an das Lenkrad, das Handy wird mir aus der Hand geschleudert und geht über Bord.
Au weia, was für ein Schock, wie erreiche ich jetzt meine Familie? Und meine Tochter, die heute nachkommt?
Und dann, was für ein Glück, das Tretboot hat eine breite Reling, damit es auf keinen Fall kentert, egal was für einen Blödsinn Tourist*innen damit anstellen (z.B. alle drei auf einer Seite des Bootes sitzen) und diese Reling hat mein Handy aufgefangen und vor dem Ertrinken gerettet. Und mich gleich mit.
So konnte nach der Fahrt dieses Beweisfoto entstehen.
Morgen verlassen wir Lugano und reisen weiter nach Genua. Was uns der Tag wohl bringen wird? Glück oder Pech oder beides?
Auf einer Reklame im Bahnhof in Arth-Goldau hatte ich gelesen: „Das Leben genießen in vollen Zügen!“
Nun, ich hätte Morgen nichts gegen ein Genießen in leeren Zügen! 😉