Delfine?
Erst sehr müde am Morgen hatte ich mich entschieden, nicht mit dem Boot zu fahren. Dann kurz vor Schluss packt es mich und ich mache mich auf zu Hafen in Genua. 10 Minuten vor Abfahrt kaufe ich meine Karte und fahre tatsächlich auf Walewatching.
Ob wir Delfine sehen werden? Die Rederei gibt ein zweites Ticket aus, wenn die Fahrt nicht erfolgreich sein sollte. Nur ich reise Morgen aus Genua ab. Noch eine zweite Chance bekomme ich nicht.
Bei der Ausfahrt aus dem Hafen habe ich einen Irrtum bemerkt, dem ich am Anfang aufgesessen bin. Es waren nicht viele Kreuzfahrtschiffe, die jeden Abend in Genuas Hafen einlaufen – obwohl ich trotzdem finde, dass es davon zu viele gibt, wie auch von Urlaubsfliegern – sondern die großen Fähren nach Nordafrika und zu anderen europäischen Häfen. Sie sind eigentlich der Grund für diese Reise. Ursprünglich wollte ich von Genua nach Tunis fahren und dann weiter im Land reisen, aber eine schlaflose Nacht brachte mir vor Augen, dass ich das (noch) nicht packe, also erstmal „nur“ Genua.
Da ich nicht weiß, ob ich Delfine sehen werde, habe ich beschlossen, die Bootsfahrt als solche zu genießen. Ich sitze im Bug und der Fahrtwind weht mir um die Nase. Wunderbar, das strahlend blauen, schier unendliche Wasser vor mir. Und in diesem Wasser ganz viele verschiedene Delfin, wie uns auf dem Boot erklärt wird. Leider auch viele Menschen, die eine falsche Herkunft hatten und nicht nach Europa dürfen. Ich denke an beides und bin traurig und froh.
Dann legen wir uns auf die Lauer. Der Motor fast aus, keine darf sprechen, weil Delfine gesichtet wurden und wir nun warten, ob sie wieder auftauchen. Es ist wunderbar. Leider fast windstill, da wir nicht mehr fahren und daher sehr heiß. Aber es fühlt sich toll an, gemeinsam das Wasser abzusuchen und jede dunklere Welle für einen Delfin zu halten.
Dann geben wir plötzlich Gas und die Delfine werden uns rechts vorne angekündigt. Sie sind groß und haben ein breites Maul, grau und schwimmen ganz ruhig neben unserem Boot. Sacht mit dem Rücken aus dem Wasser und wieder eintauchend. Drei Individuen. Wie wir erfahren, hat unsere Crew ihnen Namen gegeben, den sie sind an ihren Flecken genau zu unterscheiden. Es war eine sehr schöne Begegnung.
Dann geht es mit mittlerer Kraft weiter hinaus aufs Mittelmeer. Manchmal treffen wir ein Containerschiff oder eine Tanker, aber meist sind wir allein. Vier Biolog*innen stehen ganz ober und suchen pausenlos die Oberfläche ab, um weitere Begegnungen zu ermöglichen.
Eigentlich bin ich ein bisschen seekrank, aber ich habe mich auf den Horizont konzentriert und so ging es ganz gut. Nur Delfine treffen wir keine. So vergehen Stunden, die Kinder und Hunde werden müde und auch mir fallen fast die Augen zu. Gleichmäßiges Schaukeln zusammen mit dem Motorengeräusch kann sehr meditativ sein.
Dann geben wir plötzlich wieder Gas. Ich sitze gerade wieder im Bug und bekomme die Gischt ab. Welch willkommene Abkühlung.
Und dann heißt es: Delfine vorne links. Und da sind sie, Tümmler, also so etwas, was wir normalerweise unter dem Namen Delfin kennen. Drei Stück? Eine springt. Eine macht dabei sogar eine halbe Drehung. Haben Sie uns erwartet? Augenscheinlich freuen sie sich, unser Boot zu sehen. Und wir? Fahren im Kreis. So erzeugen wir Wellen, mit denen die Delfine spielen. Sie schwimmen genau in der Welle parallel, ich kann sie unter der Wasseroberfläche sehen und dann – wie auf ein Zeichen – springen sie gleichzeitig aus der Welle und tauchen direkt wieder unter. Ich sehe gleichzeitig bis zu fünf Tiere.
Zwei steuern direkt auf unseren Kurs zu und es hat den Anschein als ob wie sie überfahren hätten. Da ich keine Delfinleichenteile gesehen habe, war es wohl auch ein Spiel von ihnen. Na, die haben Humor.
Bei der zweiten Begegnung habe ich mich aufs Schauen und Freuen konzentriert und nicht fotografiert. Als sie so lange blieben, wollte ich für euch und meine Lieben dann doch ein Foto machen.
Ich war nach der Fahrt total fertig und sehr glücklich.
Zur Feier unseres letzten Abends haben wir uns zwei Pizzen geholt und wie die Genues*innen am Steinstrand gegessen. Danach musst ich noch kurz im Dunkeln ins Meer.
Ein Gedanke zu „Meine Italienreise 10“